Die Salzbaronin by Durst-Benning Petra

Die Salzbaronin by Durst-Benning Petra

Autor:Durst-Benning, Petra [Durst-Benning, Petra]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historischer Roman
Google: MiDCAAAACAAJ
Herausgeber: Ullstein
veröffentlicht: 2011-10-31T23:00:00+00:00


24

Wie vor der Feier vereinbart, hatten sich Georg und Elisabeth mit den ersten auf den Nachhauseweg gemacht - Georg hoffte, die Arbeiter dadurch zu einem gemäßigten Festende animieren zu können. Wenn sein Vater allerdings so weitersoff wie bisher, hätte er sich sein vorbildliches Verhalten schenken können! Er konnte nur hoffen, dass Viola und Dorothea - wo war diese eigentlich? - den Alten würden im Zaum halten können.

»Und dann hat Rosa noch gesagt, ich müsse täglich eine Stunde lang Spazierengehen.« Elisabeth kicherte. »Ich weiß zwar bis heute nicht, was ein Gang durch Violas Garten mit … meinem Problem« - hier wurde sie leiser - »zu tun hat, aber wenn Rosa davon überzeugt ist, dass es hilft? Ich tue jedenfalls alles, was sie mir rät, und ich musst sagen, ich fühle mich sehr wohl dabei.«

Georg hörte Elisabeths Wortschwall schweigend zu.

Die Nacht war so dunkel, dass er seine Gattin mehr neben sich fühlen als sehen konnte. Die seitlich des Weges in den Boden gerammten Fackeln spendeten nur in ihrem unmittelbaren Umkreis trübes Licht und verhinderten vielleicht, dass Betrunkene in die Gräben fielen - die Wege selbst erleuchteten sie jedoch nicht. Gott sei Dank. Die Dunkelheit war Georgs einziger Schutz.

»Hörst du mir überhaupt zu?« Elisabeth zog an seinem Ärmel, und er zuckte unangemessen heftig zusammen. In einer hilflosen Geste schlang er die Arme um sich. Er traute seiner Stimme nicht und brachte statt dessen nur ein Brummen heraus.

Mehr brauchte Elisabeth als Aufforderung nicht. »Rosa hat schon vielen Frauen zu einem Kind verholfen. Sie sagt, bei manchen würde es einfach etwas länger dauern, bis die Natur ihren Lauf nimmt.« Sie atmete tief aus. »Und ich habe schon geglaubt, ich sei zu dumm für die natürlichste Sache der Welt! Nun, noch ist es ja nicht so weit, aber ich bin schon jetzt guter Hoffnung - wenn auch nur im übertragenen Sinne.«

Georg wusste, dass nun eine Bemerkung seinerseits dringend angebracht war. Er spürte, wie Elisabeth mit angehaltenem Atem darauf wartete. Mit größter Selbstbeherrschung schob er das verführende Bild in seinem Kopf zur Seite. Selbst auf seiner Haut schien er das fremde Weib zu spüren, tausend kleine Nadelstiche liefen wellenartig seinen Rücken hinab, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. »Das ist sehr erfreulich«, sagte er endlich steif und ohne innere Beteiligung.

»Meinst du das wirklich?« Unsicherheit schwang in Elisabeths Stimme mit, doch gleich darauf redete sie unverdrossen weiter. »Rosa sagt, dass die enge Einschnürung meiner Mieder dazu geführt haben kann, dass …«

Ihre Worte verschwammen, bevor sie seine Ohren erreichten. Elisabeths Redefluss hörte nicht auf. Nun, da sie endlich frei war, über das große Ereignis in ihrem Leben - die Begegnung mit Rosa - zu reden, gab es kein Halten mehr. In ihrem Eifer, Georg all das Gute, zu dem Rosa in ihren Augen fähig war, mitzuteilen, konnte sie nicht mehr aufhören, zu erzählen.

Georg hörte ihre Lobpreisungen, hörte das ungewöhnlich Lebendige in ihrer Stimme, und doch drang nichts zu seinem Bewusstsein durch. Wie auch? Er war nicht trunken von Elisabeths Offenbarung, sondern von etwas völlig anderem.

Ihm war, als hätte jemand seine Lebensuhr just zu dem Zeitpunkt angehalten, als er Rosa zum ersten Male erblickte.



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